Distanzreiter Nordwest

Rittbericht: Messen

Der Schritt von einem EVG 1-Ritt zum EVG 2-Start war schon länger geplant, hatte sich bisher aber nicht ergeben. Ich wollte diesen Schritt nicht über’s Knie brechen, lieber kleinere Brötchen, die schmecken, backen, als Kohlestückchen aus dem Ofen holen… Der Entschluss, in Messen das erste Mal einen Ritt mit zwei Schlaufen zu absolvieren, stand also fest, die Umstände stimmten und ich schickte also die entsprechende Anmeldung ab. Viele unbekannte Dinge kamen auf Waniki und mich zu. Wie so oft standen mir viele nette Distänzler mit Tipps und Tricks bei, aber wie es halt so ist: wirklich wissen um was es geht und die entsprechenden Lehren daraus ziehen, kann man oft erst, wenn man die Erfahrung selbst macht. Trotzdem, ohne gute Ratschläge von „alten Hasen und Häsinen“ wäre manches um ein vielfaches schwieriger.

Auf diesem Ritt konnte ich auf die fürsorgliche Unterstützung von meinem privaten Supergroom Danny zählen. Gefreut habe ich mich auch über den Vorschlag von Pascale Ory, den Ritt zusammen mit ihr zu reiten. Sie ging mit Rudenia, einer Stute des Ehepaars Groner an den Start.

Danny und ich bereiteten am Vortag des Rittes alles vor und packten – bis auf Waniki – alles Nötige in Zugfahrzeug und Transporter. Am Sonntag war früh aufstehen angesagt, Waniki holen und verladen und ab ging’s Richtung Messen. Der Wetterbericht meldete heisses, sonniges Wetter, trotzdem durchquerten wir auf der Hinfahrt ein paar Regenwolken. Messen fanden wir problemlos, die Wegbeschreibung war top. Vor Ort herrschte schon emsiges Treiben, wir erhielten eine ruhige Ecke am Rande des Parkfeldes zugewiesen und konnten uns dort installieren. Paddock aufgestellt, Pferdchen ausgeladen – der machte sich gleich zufrieden über’s Gras her – eine „was-ist-wo-Runde“ gedreht und schon waren wir mitten in der Vorbereitung. Kurze Rücksprache mit Pascale, wir waren beide gut in unserer Zeitplanung um wie vorgesehen gegen 10h zu starten.

Eigentlich müsste sich mit jedem Start meine Aufregung etwas legen, aber ich habe den Eindruck, als würde ich von mal zu mal nervöser. Danny präparierte seine Groom-Utensilien und ich machte Waniki Vet-Check-fertig und marschierte dann mit ihm Richtung Voruntersuchung. Wir erhielten grünes Licht, alles ok. Retour zu Danny, bei Pascale war auch alles bestens, satteln und so gingen wir kurz nach zehn Uhr auf die Strecke. Die beiden Pferde boten einen zügigen Trab an und harmonierten ganz gut in Sachen Tempo, Laune und schienen sich auch sympathisch zu sein. Wir kamen zügig voran, schon bald trafen wir auf unsere Grooms, kurz kühlen, einen Schluck Wasser für die Reiter – die Pferde wollten noch nichts trinken und weiter ging’s. Die Bodenverhältnisse sorgten meinerseits nicht wirklich für Begeisterung, aber wir fanden doch meistens für beide Pferde einen guten Streifen Boden. Zweiter Groomstop, immer noch alles ok. Auf den Waldstrecken waren die Temperaturen warm, aber noch angenehm, im offenen Gelände war’s bereits ziemlich warm. Wir waren immer noch in einem guten Tempo unterwegs, beide Pferde trabten munter über die Strecke. Auf dem letzten Viertel der Runde nahmen wir eine Schrittstrecke unter die Hufe: ein Abstieg der über einen wunderbaren Waldweg führte. Pascale und ich stiegen beide ab und führten die Pferde bis wir im Dorf unten waren. Dort flink wieder aufgestiegen und Endspurt der ersten Runde war angesagt. Dem Limpach entlang führte auf diesen letzten Kilometern ein Feldweg mit Grasnarbe in der Mitte, DER Galoppweg. Ich kann mich nicht erinnern, mit Waniki in einer solchen Ruhe, so lange galoppiert zu sein (dafür fehlen uns schlichtweg die Wege). Total zufrieden und rund, ohne zu ziehen oder hektisch zu werden, galoppierten wir auf diesem letzten Stück Richtung Ziel. Herrlich! Das letzte Stück trabten wir in einem ruhigen Tempo bis über die Ziellinie, wo wir von unseren Grooms bereits erwartet wurden. Die erste Runde hatten wir also in etwas mehr als anderthalb Stunden geschafft. Danny hatte am Rande des Groomgetümmels alles vorbereitet und versorgte uns tipptopp. Ich wusste zwar, dass meine Reitzeit weiterläuft bis ich mich am Vet-Check meldete, aber eben, jetzt kollidierte Theorie und Praxis ?. Dass sich Pascale schon kurz nach Ankunft zum Vet-Check meldete kriegte ich gar nicht mit, da wir uns nicht am gleichen Ort installiert hatten (was auch total ok war, da es mir mitten im Groomgetümmel schlichtweg zu eng war). Kurzum, ich verschenkte ein paar Minuten mit meiner Warterei. Das bedeutete, dass wir die zweite Schlaufe nicht mehr zusammen reiten konnten. Aber das konnte ich jetzt auch nicht mehr ändern, mussten wir den zweiten Teil eben alleine unter die Hufe nehmen.

In der Pause knabberte Waniki alles, was ihm Danny bereitgestellt hatte und machte einen ganz zufriedenen Eindruck. Zu meiner Erleichterung fand er’s auch nicht besonders komisch, dass er wieder gesattelt wurde und nochmals Action von ihm gefordert wurde. Ich hatte etwas befürchtet, dass er mit Unverständnis auf einen zweiten Einsatz reagieren könnte, erlebte er dies doch das erste Mal in dieser Form.

Ohne Eile nahmen wir die Strecke nochmals in Angriff. Waniki genehmigte sich unterwegs einen grossen Schluck Wasser aus einem Brunnen an der Strecke und machte immer noch einen munteren Eindruck. Einzig seine Blase schien etwas zu drücken, er nahm zwar den ein oder anderen Anlauf etwas an dieser Sache zu ändern, fand aber nicht die Ruhe dazu. Hm, das konnte ich nicht für ihn übernehmen… Bald war die Blase scheinbar nicht mehr so wichtig und er lief gut vorwärts. Nach dem lockeren Galopperlebnis am Ende der Vorrunde, ging ich davon aus, dass wir so was auch jetzt hinkriegen sollten, was auch der Fall war. Einen grossen Teil waren wir jetzt also im Galopp unterwegs – eine ganz neue Erfahrung ?. Bald trafen wir das erste Mal auf Danny, der mir einen kurzen Zwischenstand über Pascales Zeit durchgab. Hatte ich zu Beginn der zweiten Runde nicht damit gerechnet, Rudenia und Pascale einzuholen, entdeckten wir die beiden ein Stück vor dem zweiten Groompoint. Den Rest der Strecke ritten wir ohne grosse Eile zusammen, mittlerweile war es ganz schön heiss geworden… Auf dem Schrittabstieg durch den Wald, legte Waniki dann doch noch einen Stopp ein und schwemmte den halben Weg weg… braves Pferd ?. Das letzte Stück entlang des Baches galoppierten wir nochmals locker Richtung Ziel, das wir dann wie beim ersten Mal in einem ruhigen Trab erreichten. Danny stand schon wieder mit Wasser und allem bereit. Wir wuschen Waniki ab, da das Kerlchen aber ständig Ausschau hielt, wo denn seine Rudenia geblieben war und nicht wirklich Ruhe fand, beschloss ich bald Richtung Schlusskontrolle zu gehen, da weiteres Warten eher kontraproduktiv gewesen wäre. Dort herrschte ziemlicher Andrang, viele Fliegen und Hitze. Endlich in der etwas kühleren Halle, gab’s nochmals grünes Licht von der Vet-Truppe. Geschafft!!

Wir brachten Waniki gleich auf sein Paddock und schleppten unsere Sachen wieder zum Auto. Ausrüstung aus-, ein- umpacken, immer wieder ein Auge auf’s Pferdchen werfen und etwas verwöhnen, dito mit dem Groom, der uns schliesslich seinen freien Tag geschenkt hat. Irgendwann waren wir alle drei zufrieden am kauen ?.

Später ging’s Richtung Rangverkündigung und bald darauf waren wir wieder auf dem Heimweg. Dort wartete dann nochmals eine Runde Anpacken auf Danny und mich. Pferd versorgen, Auto ausladen und alles an seinen Ort verstauen, Hänger putzen und und und. Irgendwann waren wir dann auch zu Hause und fielen, um ein paar Erfahrungen reicher, ziemlich geschafft ins Bett.

Bericht: Aïda Di Mauro