Distanzreiter Nordwest

Rittbericht: Blitzingen

Auch dieses Jahr fand wieder ein Distanzritt in Blitzingen im Wallis statt. Bereits zum dritten Mal organisierten Charles Previdoli und seine Crew diesen Ritt vor grandioser Kulisse vom Sportplatz unterhalb des Dorfes Blitzingen aus.

Dieses Jahr hat sich auch dieser Endurance Anlass im Kalender auf ein neues Datum geschoben, nämlich von einem
Herbst-Wochenende im späteren September in den Spätsommer: der Anlass findet am 23. August statt. Charles Previdoli, Veranstalter und OK Präsident, meint dazu: “Wie dachten, es kämen mehr Teilnehmer im August als im September.“
Das klappt leider so nicht: es haben sich auch dieses Jahr wieder nur wenige Reiter angemeldet: total knapp 30 Paare in
den vier Prüfungen.

Auf dem Programm stehen EVG 1 bis 3 über 30, 40 und 60 km; dazu ein CEN* über 90 km, sowie eine DRF Prüfung zwischen
20 und 90 km. Für die Letztere hat sich allerdings niemand angemeldet.

Die Streckenführung ist dieselbe wie in den ersten beiden Jahren: 10, beziehungsweise 15 Kilometer entlang der Rotten
(wie die Rhone hier oben noch genannt wird) bis Obergesteln, dann wieder zurück.

Am Freitag Abend stehen zwei Veterinäre bereits im Einsatz, um die Pferde für den CEN, und eventuelle andere bereits Anwesende einzuchecken. Kurz vorher öffnen sich die dunklen Wolken, und es giesst wie aus Kübeln. Ich hab grade noch Zeit, Johnny in seinem Corral zwischen der Previdoli Herde und dem Renn-Gelände seine Regendecke überzuziehen – zum Glück legte sich das bald wieder, und es konnte losgehen. Den kleinen Ritt, den ich vorhatte, lass ich aber unter den gegebenen nassen Umständen.

Am Samstag fällt der Startschuss für den CEN* dann um 7 Uhr 30 bei noch wolkenverhangenem Himmel, aber immerhin ist
es diesen Morgen bis jetzt trocken gewesen, und es sieht reicht vielversprechend aus, was das Wetter anbelangt. Ab
acht Uhr sind dann auch die EVG-ler unterwegs. Im Verlaufe des Morgens und des Tages teilen sich die Pferde und Reiter
den Rotten-Weg mit immer mehr Leuten, vor allem mit Radfahrern, die bei diesem immer besser werdenden Wetter in
Scharen unterwegs waren, dazu ein paar Wanderer und Nordic Walker.

Beim Flugfeld von Münster herrscht am oberen Ende eine Schlammwüste: da hat sich wohl der Minstigerbach, der den
steilen Berghang vom Minstigergletscher oberhalb Münster runterkommt, ausgetobt. Achtung, hat es vor dem Rennen
zur Information geheissen: hier sind Lastwagen unterwegs! Und da wird denn auch tatsächlich fleissig gebaggert und getruckt; alle kommen jedoch gut an einander vorbei.

Johnny und ich reiten die erste Runde, und auch einen guten Teil der zweiten Runde mit Christine und Spice; wir wollen beide nicht allzu schnell reiten und es einfach geniessen – was nicht immer einfach ist, da ich Johnny ständig nur bremsen muss, vor allem, wenn er vor sich andere sieht, die ihn eventuell auch noch überholt haben.

Auf der dritten Runde sind Johnny und ich dann fast ausschliesslich alleine unterwegs – und ich kann es richtig geniessen, er läuft jetzt ohne zu ziehen. Spice ist in Sichtweite vor uns, aber ich habe keine Lust, Johnny mehr aufzudrehen, damit wir die anderen Beiden wieder einholen.

In den Pausen kann ich zwischendurch sogar richtig ausruhen: Mein Mann Walti ist als Groom mitgekommen! So ein Luxus!
Er hilft mir mit Johnny wacker mit, obwohl er ja noch ein Endurance Greenhorn ist. Da könnte man sich direkt daran gewöhnen!

Wenn es auch im Verlaufe des Tages immer wärmer wird, so weht doch ein angenehmer Wind, der den Pferden gut tut,
und weisse Wolken spenden Schatten – ideales Reitwetter. So kommt es denn auch zu sehr wenigen Eliminationen: EVG 1
und 2 beendeten alle 7, respektive 8 Teilnehmer in der Wertung, während im EVG 3 (sechs Startende) ein einziges Pferd,
Lynn II, geritten von Ashley Lord, wegen Lahmheit eliminiert werden muss. Die Sieger in diesen ersten drei Prüfungen, EVG 1
bis 3, sind Alexandra Summermatter mit Lidole du Perron über 30 km; Susanne Dünner mit Bolero VI über 40 km, und Brigitte Wurzer mit Bajkal CH über 60 km.

Im Rennen sind wir sieben Paare. Mediator, geritten von Monika Schüpbach, wird leider im Recheck (für alle für uns im
CEN) nach 60 km eliminiert wegen durch Aufregung bedingtem erhöhtem Puls. Die anderen sechs Pferde beenden das Rennen in der Wertung, und die Sieger sind Stefanie Schüpbach und Ra’is al Khail CH. Johnny und ich werden Vierte, und seine Werte sind alle gut und normal.

Genau als wir zum dritten Mal an die Tafel “2 km bis Ziel“ kommen, können wir einen privaten Meilenstein feiern: Johnny
hat somit genau 2000 Rittkilometer in der Wertung, nach dem Rennen also 2002!

Während wir auf die Rangverkündigung warten, kauft Walti noch zehn Tombola Lösli. Ich darf fünf davon auslesen, und
wir rollen sie auf. Zuerst können wir es nicht fassen, dass gleich drei hintereinander eine Nummer haben, aber wir müssen
uns dann sagen lassen, dass alle numeriert seien, und dass nachher die zehn Gewinner gezogen würden. Ach so … Charles Previdoli und seine Tochter Denise ziehen und verkünden dann die Nummern, und wir vergleichen mit unseren kleinen Zettelchen … nichts … nein … auch nicht … doch, doch, 123 hab ich in der Hand! Hauptgewinn: Eintritt für zwei Erwachsene und zwei Kinder im Europa Park!!! Super! Die Kinder müssen wir uns dann halt wo ausleihen …

Zur (sehr pünktlichen) Siegerehrung erscheinen die drei jeweils Erstklassierten hoch zu Ross, und erhalten alle ein mit lokalen Spezialitäten gefülltes Kistchen. Alle Platzierten bekommen neben der Stallplakette auch ein Walliserbrot.

Es ist wirklich schade, dass nicht mehr Reiter den Weg ins Goms wagen, denn es lohnt sich: eine tadellos markierte abwechslungsreiche Strecke vor grandiosem Alpenpanorama, ein geräumiger Groom Platz unmittelbar neben dem Vet
Gate gleich neben einem idyllischen Walliserdörfchen; Parkplatz/Camping “wild“ auf einer Wiese zwischen Bäumen gleich neben der Rotten, super Organisation und zuvorkommende Helfer – man hat eher das Gefühl, man sei in den Ferien als an einem Sportanlass – und demenstprechend locker, kollegial und festlich ist auch die Atmosphäre. Hoffen wir, dass sich das
gut eingespielte, schwer arbeitende und völlig engagierte Previdoli Team auch für nächstes Jahr trotz der niederen Teilnehmerzahlen nicht davon abhalten lassen wird, diesen Ritt wieder zu organisieren.

Bericht: Esty H. Geissmann