Distanzreiter Nordwest

Rittbericht: Uerkheim

Bekannte Strecke – neuer Start/Ziel-Ort: Was der Endurance-Szene als Holziken Ritt wohlbekannt ist, wurde dieses Jahr der Uerkheim-Ritt. Uerkheim ist ein Nachbardorf von Holziken. Die Aargauer Distanzreiter (ADIR, Regionalgruppe SDV) organisierten ihren Ritt diesmal von einem neuen Base Camp aus: nämlich von der Truck Firma der Eltern von OK-Präsident Urs Räbmatter.

Am frühen Morgen des 9. Juni rollten wir also an der Reitanlage in Holziken vorbei und weiter bis Uerkheim, wo wir zwischen zwei parkierten Reihen Trucks durch den für die Anhänger vorgesehenen Parkplatz anvisierten. Angeboten wurden heute EVG I (37 km), EVG II (59 km), DRF zwischen 22 und 59 km, und ein CEN** über 96 km – also 60 Meilen und nahe am ‚Magic Milestone’ von 100 Kilometern.

Da ich Johnny und mich für den CEN angemeldet hatte, waren für unter den ersten, die ankamen, sollte es doch für uns um 7 Uhr auf die Strecke gehen. Nach dem Horror-Gewitter des letzten Abends (jedenfalls in der Gegend von Basel) war es heute wieder schön, aber immer noch sehr feucht und heiss, mit einer sehr hohen Luftfeuchtigkeit – nicht gerade ideal! Eine Faustregel besagt ja, dass, wenn die Prozentzahl der Luftfeuchtigkeit plus die Temperatur (=Effektive Temperatur ET) eine Zahl über 95 ergeben, sollte man langsamer reiten, da Pferde nicht mehr selber ihren Körper abkühlen können, und ab 115 wird es kritisch.* Nun, die Luftfeuchtigkeit war bei uns zu Hause vor dem Morgengrauen schon um 75%, mit steigender Tendenz; die Temperaturen stiegen im Laufe des Tages auf über 25°!

Johnny hatte bereits einen leicht höheren Eingangspuls als seinen normalen Ruhepuls, obwohl er völlig ruhig war. Im Sekretariat kam dann auch kurz ein bisschen Stress auf (nicht bei mir), als man merkte, dass keiner daran gedacht hatte, dass man eine Waage zwäcks Wiegen der CEN Reiter brauchen würde … bis sich Urs Räbmatter dann daran erinnerte, dass die Anlage ja eine Warenpallet-Waage bot. Stress hatte auch die arme CEN Reiterin, welche dann schlussendlich nicht reiten konnte, da sie den Pass ihres Pferdes zu Hause vergessen hatte …

In Anbetracht der vorherrrschenden Wetterverhältnisse und des Umstandes, dass ich diese Saison ohnehin langsam reiten will, wegen Johnny’s noch jungen Jahren, wollte ich die zur Verfügung stehende Zeit ausnutzen und nur knapp über der geforderten Minimalzeit von 12 km/h reiten, um Johnny zu schonen. Wie ich am Start um mich herum dann allerdings so hören konnte, hatten sich auch andere (erfahrene) Reiter heute für diese Strategie entschieden.

Glücklicherweise führte die Strecke während weiter Teile der 37 km durch den Wald, oft bergauf oder –ab, und ich stieg ein paar Mal ab und rannte neben ihm her. Auch die sich entlang der Strecke befindenden Brunnen mit dem schön kühlen Wasser waren mehr als willkommen. Auf der ersten Runde waren praktisch nur wir CEN Reiter unterwegs, und man sah sich ab und zu, aber Johnny und ich waren für weite Teile alleine unterwegs. Kurz vor Schluss ging es dann den letzten Kilometer den Hügel runter, und man konnte von oben auf das Start/Ziel-Gelände hinuntersehen, dann im Zickzack runterwinden, und es war fürs erste Mal geschafft.

Der erwartete Ansturm in der Groom Area blieb aus; anscheinend waren die meisten anderen Reiter (EVG und DRF) grad auf der Strecke.

Auf der zweiten Runde, wieder 37 km, war es dann schon beträchlich wärmer, während man allerdings zwischendurch eine Brise spüren konnte. Johnny war noch genau so frisch wie auf der ersten Runde, und wir ritten in mehr oder weniger demselben Tempo weiter, fast ein klein wenig schneller, mit etwas mehr Galopp als Trab. Nach genau zehn Kilometern der zweiten Runde, also nach insgesamt 47 der 96 km, also fast nach der Hälfte, absolvierte Johnny auch gleichzeitig seinen 1000-sten Swiss Endurance Wettkampf-Kilometer!

In der zweiten Pause war ausgiebiges Kühlen angesagt; zum Glück konnte man einen der montierten Schläuche verwenden. Die waren zwar sehr kurz, lieferten dafür aber einen so kräftigen Wasserstrahl, dass man den Pferden fast die Farbe wegsprühte. Der Veterinär fand bei Johnny diesmal leicht reduzierte Darmmotilität in den beiden oberen Quadranten, und vorne links ein B statt ein A. Daher beschloss ich, die mir noch verbleibenden zwei Stunden Reitzeit für die letzten 22 km voll auszunutzen. Wir gingen die steilen Strassenstrecken nur noch im Schritt runter, trabten nur sehr lagnsam bergauf, und trabten auch nicht über die extrem steinigen Stücke. Es lohnte sich: mit nicht mehr ganz 5 Minuten voriger Zeit kamen wir im Ziel an: 96 km geschafft; der Veterinär war diesmal wieder vollauf zufrieden mit Johnny, Gang wieder A, alles andere okay!

Da ausser Johnny und mir nur noch Christine Günthardt mit ihrem Super-Pferd Spice II im Rennen gewesen waren, hiess das, dass wir Zweite waren, da Christine und Spice nicht ganz zehn Minuten vor uns angekommen waren.

Im EVG I waren 30 gestartet, und drei davon wurden wegen Lahmheit eliminiert. Die Sieger waren Alexandra Frey und Joy d’Cobenherphil. Im EVG II beendeten zehn der zwölf gestarteten Paare den Ritt, wobei Patricia Schillinger auf Kasandra II gewann.

Ich möchte es an dieser Stelle nicht unterlassen, mich für die spontane und grosszügige Hilfe der Spice Grooms zu bedanken. Als sie merkten, dass für mich kein Groom auf der Strecke war, wurde mir für Johnny an allen Groom Points, an welchen sie anwesend waren (da Spice dann noch hinter uns war), Flasche um Flasche angeboten, und Eimer zum trinken für Johnny, sowie Karotten zum fressen, immer wieder! Thanks, guys, das war grossartig!

Bericht: Esty

*Effektive Temperatur (ET):
ET *bis 80 = okay! (Also z.B. 60% Luftfeuchtigkeit + 15°C : 60+15=75 ET)
ET 81- ca. 95 = dem Pferd abkühlen helfen
ET ca. 100 – 110 = betont langsamer reiten!
ET über 115 = Pferd kann nicht mehr abkühlen!