Distanzreiter Nordwest

Rittbericht: Beluga

es ging darum eine Strecke von 206 km in drei Tagen zurück zu legen. Der Start war bei Lindenau (das ist etwas nördlich von Ulm) und das Ziel war in Ellwangen (gehört zur Gemeinde Rot a.d. Rot in der Nähe von Bad Wurzach). Die Streckenführung war identisch der letztjährigen, bis auf die letzten zehn Kilometer, da das Ziel nicht mehr am gleichen Ort war. Also sollte es kein so enormes Problem sein, den Weg zu finden. Der Ritt ist ja nicht markiert, jeder kann sich seinen eigenen Weg suchen, es müssen einfach alle Kontrollpunkte und Vet-Checks angeritten werden.

Wir sind also nach einer fünfstündigen Fahrt am Freitag nachmittag am Start angekommen, ich hatte uns diesesmal einen besseren Weg gesucht, damit wir alles auf Bundesstrassen fahren können. So machten wir uns daran den Paddock aufzustellen, damit sich Phöenix die Beine vertreten und grasen kann. Kaum hatten wir das geschafft, stellten wir Phöenix noch einmal in den Anhänger rein und blieben auch gleich selber drin stehen… da kam grad ein heftiges Gewitter runter. Ein Blitz hatte und alle erstarren lassen, denn dieser schlug unweit von uns irgendwo ein. Es dauerte nicht lange und denn war es auch schon vorbei. Phöenix stand im übrigen die ganze Fahrt super ruhig in seinen neuen Anhänger! Dann konnten wir Phöenix der Tierärztin vorstellen und alles war bestens.

Am nächsten Morgen war Start um acht Uhr auf die erste Etappe von 68 km. Erst gab es aber noch ein ‘Cüpli’, offeriert von der Schirmherrin. Da stand Phöenix zu meiner Überraschung absolut ruhig. Bevor es dann los ging, haben wir uns etwas von der Gruppe entfernt, damit wir dann in aller Ruhe hinterher starten konnten, auch da blieb er ganz ruhig. Ich habe ihn dann am Anfang ein bisschen gewähren lassen, damit er sich austoben kann, und habe die eine oder andere Alternative geritten, damit wir bald alleine waren, denn dann geht das mit Phöenix einfach besser. Beim ersten Stop waren wir dann auch nur knapp (zwei Minuten) hinter der führenden Vierergruppe. auf dem nächsten Teilstück habe ich diese Gruppe denn auch fast eingeholt, weil aber Phöenix dann mit Pullen anfing, hab ich mich auch entschieden eine Alternative zu reiten, damit wir die vier nicht dauernd sehen. in dieser Alternative haben wir dann wieder ein bisschen Zeit verloren, denn wir lagen beim Hauptstop drei Minuten zurück. Dafür war Phöenix ruhig geblieben. Dann führte die Strecke durch das brühmt-berüchtigte Vögeletal. die meisten reiten dort nicht der Strecke nach, weil das ein Umweg ist. Ich wollte aber alleine sein und vorallem wollte ich diesesmal den richtigen Eingang in das Tal finden, den hatte ich die beiden letzten Male nicht gefunden. So verlor ich mehr Zeit (etwa eine halbe Stunde) auf die jenigen, welche ausserhalb des Tales ritten. Also wurde ich von einem Duo und einer fünfergruppe überholt, allerdings konnten wir die fünfergruppe noch einholen um dann gemeinsam in die letzte Pause zu reiten. Phöenix lief gut, ausser dass er sein linkes Hinterbein nicht immer richtig hob. Das letzte Stück bestritten wir dann zu Beginn mit der Fünfergruppe, was aber nicht lange ging, denn Phöenix konnte einfach nicht in einer Gruppe laufen an diesem Wochenende, also ritt ich davon und holte das Duo noch kurz vor dem Ziel ein und wir ritten dann zu dritt ins Ziel! Bei der Schlusskontrolle sah man dann eben, dass Phöenix das Bein hängen lies, jedoch sagte die Tierärztin, dass er nicht lahm ginge sondern einfach erschöpft sei. Also 68km in der Wertung in Tempo 14.07 km/h! 🙂 Das Wetter an diesem Tag war sehr heiss (ca. 30°) und schwül.

Am nächsten Morgen wurde der Start um eine Stunde vorverlegt, da es wieder so heiss werden sollte und 80km auf dem Programm standen. Also um sieben los. Bevor wir jedoch starteten haben wir Phöenix noch einmal der Tierärztin vorgestellt um zu sehen wie er läuft. Er lief Prima! Wieder bin ich zuhinterst gestartet und hab denn mal alle anderen überholt, ausser der führenden Vierergruppe. Es hat mehrere Vorteile zuhinterst zu starten: Phöenix bleibt ruhiger und man sieht alle Konkurrenten mindestens einmal am Tag! 🙂 Ziemlich bald hatte ich die Vierergruppe denn eingeholt gehabt und eigentlich auch überholt, aber die wollten sich nicht abhängen lassen, so sind wir zu fünft weiter geritten, wobei ich meist die Führungsarbeit übernommen hatte, weil eben Phöenix nicht in der Gruppe laufen konnte, und so wenigstens einigermasse ruhig lief. wir ritten bis kurz nach dem Hauptstop (dem Zweiten an diesem Tag) zusammen, dann wollte und musste ich etwas ruhiger gehen. Beim Zweiten Stop hörten wir so Geschichten, dass nach uns eine riesige Lücke sei, und dann kämen schon bald die beiden Fyords, welche aber nicht wirklich zu den schnellsten gehören. Wir witzelten, dass sich die anderen wohl veritten hätten, und so war es dann auch. die Aussagen gehen auseinander: zwischen sechs und dreissig Kilometer wurden zuviel geritten von den Betroffenen. Zurück zu uns, da Phöenix nun wieder damit begann das Hinterbein hängen zu lassen, wollte ich eben ruhiger reiten, das ging aber nicht in der Gruppe. Nicht wegen der gruppe sondern wegen Phöenix, also zog ich die Notbremse und suchte kurzerhand eine alternativroute, damit ich die anderen ‘verlor’. Das hat auch geklappt, aber die hatten dann kurz später Mühe den Weg zu finden und so traf man sich wieder… also musste ich noch mehr Notbremse machen, und das ausgerechnet an einer Stelle, wo Sabine und die Betreuer der anderen warteten und uns von weitem gesehen haben. Ich lies die vier ziehen und wartete einfach mit Phöenix, stieg dann ab und führte ihn zu fuss den Hügel hoch. Die vier hatten wohl gewettet, ob ich nun ruhiger reiten möchte (Stefan Zöller) oder eine Abkürzung nehme (Heike Blümel, Nicola Ohnemus). Stefan bekam dann Abends ein Weizen! Danach konnten wir dann endlich ruhiger reiten, was auch gut war. Im nächsten Stop bei 60km haben wir dann aufgehört, weil Phöenix eben das linke Hinterbein hängen liess, und es mir/uns wichtiger war am dritten Tag noch einmal reiten zu können. So haben wir an diesem Tag 60km in der Wertung in einem Tempo von 14.13 km/h gemacht. Total also 128km. Das Wetter war, wie erwartet, gleich wie am Vortag. Nachdem wir dann ins Ziel gefahren sind, den Paddock aufgestellt hatten und alles eingerichtet, kamen dann die ersten vier…. und danach etwa zwei oder drei Stunden (wenn’s reicht) keiner mehr… da hätte ich die restlichen zwanzig Kilometer auch zu Fuss machen können. Aber die Entscheidung war richtig!

Am dritten Tag, nach dem es die ganze Nacht geregnet hatte, wurde ebenfalls um sieben gestartet, auch an diesem Tag zeigten wir Phöenix noch vor dem Start und auch hier lief er gut, ausser einer leichten Verspannung wegen der nassen Kälte. Die Tierärztin meinte, der müsse geritten werden. Mit der Vierergruppe hatten wir am Abend vorher vereinbart, dass sie mich ziehen lassen, da ich ja nun keine Konkurrenz mehr war, willigten sie ein. Einfach nur, damit Phöenix ruhiger blieb. Er lief sehr schön an jenem Tag. einzig, dass er ab und an zeigte, dass er keine Lust hat alleine bei dem Wetter, denn es schüttete ununterbrochen. Dennoch war es sehr schön mit ihm… am hängenden Zügel in aller Ruhe! Wir machten die ganzen 58km alleine. nach etwa 48km freute ich mich noch über den Umstand, dass mich ein Betreuer gesehen hatte als ich den Kontrollpunkt pasierte, denn dort war noch keiner. Wie ich dann später erfuhr wurde der auch nicht besetzt. Kurz vor dem Ziel (etwa drei Kilometer) ritt ich eine Strasse runter (wie eingezeichnet) und da kam eine fünfergruppe (die sich am Vortag so verritten hatte) von rechts auf einer Landstrasse auf der sie nicht sein konnten, wenn sie auch den Kontrollpunkt angeritten wären. Zudem hatten sie beim letzten Stop etwa eine halbe Stunde Rückstand auf mich. Ich ärgerte mich ein bisschen und dachte, das passiert wenn man die KPs nicht besetzt. Ich kam dann nach dieser fünfergruppe, aber noch vor der führenden vierergruppe ins Ziel. Ich war froh und überglücklich! Froh, weil ich einfach nur noch kalt hatte, und überglücklich, dass Phöenix das alles geschafft hatte! Durch einen Protest einer Betreuerin, welche lange Zeit am KP gewartet hatte, wurde ich dann doch noch Tagessieger. Den ganzen Ritt habe ich als 14. mit 186km in einem Tempo von 13.16 km/h in der Wertung beendet!

Somit haben nun Phöenix und ich 3388 km in der Wertung und Phöenix hat sich in die “Alltime Top Ten der Schweizer Distanzpferde” gelaufen (im Moment)!!!!

Bericht: Roger