Distanzreiter Nordwest

Rittbericht: Fehraltorf

Dieses Jahr fand der Distanzritt in Fehraltorf bereits im Mai statt, und nicht wie letztes Jahr im Juli. Allerdings war es
fast so heiss wie im Sommer. Ausgetragen wurden ein CEN* (72 km), EVG I und II (30, respektive 51 km), ein KLP 30 km,
ein 4. Quali-Ritt über 81 km, sowie ein Schnupper-Ritt (KLP 21 km). Fehraltorf operierte auch dieses Jahr wieder mit OK-betriebenen Groompoints ohne private Betreuer.

Zirka 150 Pferde erschienen am Samstag, den 19. Mai in Fehraltorf bei der Reithalle Barmatt. Das sprengte natürlich die Kapazität des zuerst angepeilten Parkplatzes entlang der Rennbahn, und im Verlaufe des Tages bildeten sich drei verschiedene Parkareale. Auch der grosszügige Springplatz auf Gras – heute als Groomarea verwendet – füllte sich bald mit endlossen Grüppchen Eimern, Sattelständern und anderem Zubehör, vor allem in der Nähe der schattenspendenden Bäume, war es doch ein heisser, drückender Tag, obwohl es erst Frühling war.

Der wiederum von Swiss Endurance persönlich organisierte Ritt begann bereits am Freitag mit einem KLP-Kurs für Einsteiger, für den sich doch immerhin 14 Teilnehmer angemeldet hatten. Den Schnupperritt am Samstag, einen KLP über 21 km, absolvierten dann sogar 25 Paare, und deren 16 davon bestanden den Ritt auch. Der KLP-Parcours war diesmal in der Reithalle aufgebaut.

Die Veterinäre konnten die Pferde wieder auf dem grosszügigen Sandplatz neben der Halle untersuchen, und diesmal war der Platz sogar mit einem offenen Zelt überdacht. Mit dem Berieseln hatte es jemand sehr gut gemeint, und der hinterste Teil war schon eher ein Sumpf – die meisten klemmten daher beim Vortraben ein paar Tritte vor dem hinteren Ende des Platzes ab und wendeten vor den grauen Matschpfützen.

Privates Betreuen unterwegs war auch dieses Jahr wieder verboten; die Groompoints unterwegs wurden vom OK selber betrieben, d.h. grosse Wasserbehälter (Badewannen) standen für die Pferde bereit, gross genug, dass mehrere Tiere gleichzeitig daraus trinken können, ohne sich gegenseitig zu behindern; so hat sich das bisher ja auch an den ohnehin vorhandenen Brunnen entlang der Strecken abgespielt – und ein mitgetragener Schwamm am Sattel angeklipst verursacht kein Mehrgewicht. Diesmal gab es pro Groompoint (deren 3) je eine Wanne als Trink- und eine als Kühlwasser – eine deutliche Verbesserung gegenüber letztem Jahr. Den Reitern wurde Mineralwasser angeboten, und zum Kühlen standen Futtermasse bereit, die einem sogar gereicht wurden, wenn man nicht absteigen wollte.

Im CEN* über 72 km waren wir ansehliche 24 Paare, und es ging um 8 Uhr 30 auf die Strecke, zuerst auf die 30-km Schlaufe, die viel durch Wald führte. Zudem war es jetzt noch nicht heiss, aber bereits warm.

Etwas mehr als sechs Minuten nach unserer ersten Zielüberquerung präsentierte ich Johnny den Veterinären – Puls 44; jetzt kam seine verdiente 40-Minuten Pause. Der Groomplatz sah in der Zwischenzeit aus wie ein arabischer Bazaar – hauptsächlich für Eimer und Schwämme. Alle hatten ja versucht, ein Pätzchen im Schatten zu ergattern, was das Erreichen unseres eigenen Platzes zum Hindernislauf ohnesgleichen machte.

Als es wieder los ging, waren wir zum ersten Mal auf der 21-km Strecke unterwegs, die leider weniger durch Wald führte als die längere Schlaufe. Dann wieder Kontrolle, Pause, und letzte Runde. In der Zwischenzeit waren etliche Pferde und Reiter unterwegs, aus den verschiedenen Püfungen. Dann waren Johnny und ich am Ziel. 8.5 Minuten später konnte ich ihn für die Abschlusskontrolle präsentieren – wieder mit Puls 44, und allen anderen Werten gut! Wieder einmal geschafft!

Hier zeigte sich wieder einmal klar, dass die kürzeren Klassen von allen Pferderassen gemeistert werden können: bei der Eingangskontrolle hatte ich ein Quarter Horse gesehen; jetzt kam mir hier ein Tennessee Walker entgegen – der erste, den ich in der Schweiz je gesehen habe. Die kenne ich gut von zu Hause in den USA. Es sind auch ein paar Ponies vertreten.

Einmal kam mir eine kleinere Gruppe Reiter entgegen geprescht. Es scheint, dass sich nicht alle mit den Grundregeln auskennen; Distanzritte bestreiten ist kein Freipass dazu, wie gestört an anderen Reitern vorbeizudonnern. Andere Konkurrenten des Anlasses müssen ja nun wirklich nicht gerade im Schritt gekreuzt werden, aber im gestreckten Galopp ohne das mindeste Abbremsen ist nun gewiss auch nicht das Wahre. Johnny macht das zum Glück nichts aus, aber eben …

Eine andere goldene Regel (die man im Brevetkurs doch eingetrichtert bekommt, oder?!) missachteten vier Reiter währen der Wartezeit auf die Rangverkündigung, als sie ihre Pferde an einem der langen Plastikrails der Rennbahnbegrenzung anbanden … Plötzlich infernales Krachen, dann donnernder Hufschlag von vier in Panik davonjagenden Pferden, das lange Plastikrail zwischen ihren Beinen hin und her schlagend und krachend. In totalem Chaos hüpfen erschreckte Pferde und erschrecken ihre Handler, Adrenalin schiesst in diverse Blutbahnen und Herzen pochen im rotem Bereich!

Noch mal gut gegangen: es scheint, dass sich nur eines der vier Pferde leicht verletzt hatte, die anderen sind ungeschoren davongekommen – das hätte sehr schlimm ausgehen können, jagten sie doch auf eine Überlandstrasse zu.

Bei der Rangverkündigung zeigte sich, dass in unserer Prüfung, dem CEN* über 72 km, neun der 24 Startenden eliminiert oder disqualifiziert worden waren, die meisten wegen Lahmheit. Auch in den anderen Prüfungen kam es zu ein paar Ausgeschiedenen. Im Ritt für die Anwärter zur 4. Quali über 81 km bestanden alle Startenden. Im Schnupperritt mussten einige disqualifiziert werden, weil sie die 20-Minuten Wartezeit bis zur abschliessenden Vet-Kontrolle überschritten hatten. Schade, da unnötig!

Ein gelungener Anlass. Der letzte Anlass der Schweizer Endurance Szene am 17. November wird wiederum in Fehraltorf stattfinden: ein EVG I, als Nachtritt ausgetragen!

Bericht: Esty H. Saenger