Distanzreiter Nordwest

Rittbericht: Claro (Herbst)

Am 21.Oktober fand Claro’s zweiter Endurance Anlass der Saison statt, diesmal der zweitletzte Schweizer Endurance Anlass des Jahres. Zusätzlich zum CEN** (90km), EVG 1 (25km) & 2 (40km) und DRF fand diesmal auch ein CEN* (65km) als Qualiritt statt. Die Tessinermeisterschaft wurde wie gewohnt innerhalb des EVG 2 ausgetragen. Der Ritt fand diesmal eine Wocher später als gewohnt statt – also nicht am letzten Tag der Herbstferien.

Und wieder einmal Claro. Wir haben hier unseren ersten Ritt der Saison gehabt – jetzt sind wir wieder hier, und die Saison ist fast zu Ende. Claro findet diesmal am dritten Oktoberwochenende statt, also eine Woche später als gewohnt. Man merkt den Unterschied: beim Vet-In für den CEN können die Helfer der Vets nur mit Taschenlampe schreiben, und die Bahnen für das Trot-Out sind mit starken Lampen beleuchtet. Und kalt ist es! Richter Stefan Meier kommentiert, „Es hatte Null Grad letzte Nacht, das Wasser war ganz leicht gefroren!“ Und das im Tessin im Oktober! Global Warming …

Eine recht stattliche Anzahl von vierzehn Pferden und Reitern geht dann um 7 Uhr 30 auf den CEN** über 90 km los. Hell ist es noch nicht ganz, aber man kann den Weg gut erkennen. Johnny, wie ich bald merke, kennt ihn ohnehin auswendig. Auf dieser ersten 40-km Schlaufe ist so früh am Morgen noch kaum jemand unterwegs, ein paar einsame Jogger auf der zweiten Hälfte, sonst haben wir die Strecke für uns. Die Wege sind in gutem Zustand, und vor allem die schmalen Sandpfade, die sich durch die Uferauen winden, könnten idealer nicht sein. Und die Streckenmarkierung ist wieder absolut tadellos.

Ich verbringe die meiste Zeit des ersten Loops damit, Johnny abzubremsen – die Tage, in denen wir ganze Ritte am völlig lockeren Zügel reiten konnten, auch wenn andere uns überholten, scheinen leider gezählt zu sein. Johnny hat einen ausgeprägten „Racing Spirit“ entwickelt. Je nun, besser als wenn er faul und unwillig wäre.

In etwas weniger als drei Stunden sind wir wieder im Base Camp, und nach der 40-Minuten Pause geht es auf die 25-km Schlaufe, die sich ja nur darin von der 40-km Schlaufe unterscheidet, dass wir schon einige Kilometer südlich von Biasca eine Brücke ans Ostufer des Ticinos zurück überqueren. In der Zwischenzeit erreicht die Sonne auch den schmalen Talboden zwischen den hochaufragenden Berghängen. Das ist schon fast eher ein Canyon als ein Tal! Es ist wärmer geworden, angenehm sogar, aber es bläst ein sehr kühler Wind, der allderdings auch die Pferde kühl halten hilft.

Auf dieser Runde treffen wir auch EVG und DRF Reiter an, und am Groompoint im Base Camp herrscht reger Betrieb. Und dann sind wir bereits auf der letzten Runde. Ich will diese nun endgültig langsamer reiten, da wir in den ersten beiden Schlaufen ein wenig schneller vorangekommen sind, als ich eigentlich wollte. Aber wenn ich Johnny allzu sehr abgebremst hätte, hätte er sich nur unnötig aufgeregt. Jetzt ist er jedenfalls wieder ganz cool – was auch gut ist, denn ich reite jetzt nur mit der Stallhalfter, Zügel links und rechts eingeklickt, da grad ein paar Sekunden vor meinem Start noch schnell bekrittelt wird, dass ich mit Hackamore reite … „ich nehm dich raus, wenn…“ … da improvisiert man halt.

Johnny hat in der Pause zwar etwas getrunken, aber nicht so viel, wie er sollte. Nun bekommt er langsam Durst, merke ich. Auf der Brücke hoch über dem Ticino bleibt er plötzlich aus lockerem Trab stehen, hängt den Hals über das Geländer und schaut in den Fluss hinunter, gute zehn Meter unter uns. Sorry, mein Bester, an das Wasser kommst du nicht ran! Beim nächsten Groom Point frage ich Bruno, ob er eventuell ein paar Schlucke Wasser für Johnny erübrigen könnte. Klar! Er stellt Johnny eine ganze Plastiktonne Wasser hin, und der leert sie fast. Jetzt noch die letzten paar Kilometer; wir gehen gegen Ende etwas Schritt, auch als uns ein paar überholen; ist ja egal, wie wollen nur gut ankommen – und das tun wir denn auch. Johnny und ich haben diesen Ritt in der Wertung beendet, und wir sind Neunte geworden.

Die Preisverteilung fand wie – für schönes Wetter – angekündigt im Freien statt, mit den jeweils ersten drei Klassierten jeder Prüfung beritten. Während Samantha mit von einer Erkältung strapazierter Stimme die Helfer, Vets, etc. lobte, standen wir in dichten, windgepeitschten „Huddles“ zusammen, und jeder wünschte sich wohl, er hätte eine noch wärmere Jacke und die Pelzmütze mitgebracht.

Im EVG 1 über 25 km gewann Francesca Nardozza mit Caroline. Im EVG 2 über 40 km siegte wieder einmal Pascale Ory mit ihrem grossartigen „Grossväterchen“ Oussoulane. Innerhalb dieser Prüfung wurde auch die Tessiner Meisterschaft ausgetragen, an welcher fünf Reiter teilnahmen, wovon ein Paar leider wegen Lahmheit des Pferdes eliminiert werden musste. Die Tessiner Goldmedaille ging an Michela Pozzi mit Alba di San Martino. Das Paar belegte im Gesamtklassement der Prüfung den 3. Rang. Tessiner Silber ging an Athema Constantini auf Ligrita (EVG 2 = 6. Rang) und Bronze an Roberta Bernasconi auf Jashira Stella el Sud (8. Gesamtrang). Die Medaillen wurden vom Präsident der Tessiner Pferdesportvereinigung persönlich übergeben.

Beide Reiter, die für den Qualiritt über 65 km antraten, Anina Schaffner mit Patriot S, und Jessica Preiss auf Kashan, konnten diesen Ritt auch in der Wertung beenden. Im CEN** Rennen über 90 km konnten 12 der gestarteten 14 Paare in der Wertung abschliessen. Eva Münger gewann das Rennen mit Aswan Nashim mit einer Geschwindigkeit von 16.39 km/h und fast 23 Minuten Vorsprung auf das nachfolgende Paar.

Die vollständigen und detaillierten Resultate können natürlich wie immer auf der Website von Swiss Endurance eingesehen werden.

Bericht: Esty H. Saenger