Distanzreiter Nordwest

Rittbericht: Hüntwangen

Dieses Bild zeigt, warum ich mit Distanzreiten angefangen habe. Wunderschöne, lange Ausritte mit meinem Pferd und mit Menschen, mit denen ich gern zusammen ausreite. Was könnte ich mir mehr wünschen? Hier war es dank Gabi Haldemann und ihren Helfern ein weiteres gut organisiertes und herrliches Erlebnis.

Mein Reitkalender hat sich dieses Jahr drastisch geändert und ich bin wahrscheinlich mehr geritten als in den vergangenen zwei Jahren, seit ich Lynn II habe! Zudem hatte ich Glück, dass mein lieber Mann, der kein so großer Pferdenarr ist, sich bereit erklärte, mitzukommen, um die Eimer zu füllen und Lynn am Vet-Gate fest zu halten.

Hoppla, ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich mit Suse-Käthi Mühlethaler den EVG 45km geritten bin. Für ihr Pferd Sharan II war es der erste Ritt seit seiner Magengeschwür Behandlung und für mich der erste Ritt, seit ich mit dem Boden in Gossau Bekanntschaft gemacht habe! Ich war wie immer um mich selbst besorgt und Suse-Käthi um Sharan.

Es war sehr heiß, aber es gab genügend Wasser, und wir machten uns auf dem Gras neben einem der riesigen Wassertröge einen großen Groom Platz für Anna Williams, Mühlethalers und mich selbst. Jeder hatte viel und ausreichend Platz. Ich war sicher, dass Jane Williams und Urs Mühlethaler meinen Mann unter ihre Fittiche nehmen und ihn in alles Nötige einweihen würden.

Suse-Käthi, Anna und ich waren beim Start gerade unter der Brücke, als ein Zug darüber hinweg fuhr. Sharan war nicht allzu glücklich darüber, aber wie immer war er bald unter Kontrolle. Nur ich bin ziemlich erschrocken! Danach trabten wir gleichmäßig auf den schönen Reitpfaden weiter. Wie immer beruhige ich mich erst nach den ersten 10 km, doch diesmal dauerte es wegen unserer Begegnung mit Lamas in Gossau noch länger. Jedenfalls bin ich meinen zwei lieben Freundinnen ewig dankbar, dass sie mir Mut machten; Anna gab mir sogar von hinten eine Reitlektion!

Am Start hatten wir vernommen, dass alle Pfade weiß markiert waren und die unterschiedlichen farbigen Schlaufen von der weißen Hauptroute abgeleitet wurden, so war alles ganz klar.

Unsere erste 19 km Schlaufe verlief reibungslos. Dort, wo wir absteigen mussten, um eine schmale Brücke zu überqueren, gab es sogar am Rande des nächsten Hügels einen günstig platzierten Felsen, von wo aus Anna und ich dann wieder aufstiegen. Gott sei Dank war Anna schon einmal hier gewesen und kannte sich aus!

Den ersten Vet Check überstanden wir gut – mit viel Hilfe von Jane Williams, die emsig zwischen uns drei hin und her lief. Ich war froh, dass Lynn kerngesund war. Ihr Puls war bei 44, was für die herrschende Hitze gar nicht so schlecht war. Auch bei Sharan und Sabby lief alles gut und wir machten uns auf die 26 km lange Schlaufe. Anna beschloss nun etwas schneller zu reiten und ritt Suse-Käthi und mir wenige Minuten voraus. Überrascht waren wir daher, als wir sie schon bald nach dem zweiten Start aus der Ferne sahen, vom Boden aus Sabby aufzumuntern! Anfangs dachten wir, er hätte sich geweigert, ohne seine zwei Gefährten weiter zu traben, aber als wir näher kamen, wurde uns klar, dass die Eisenbahnschienen das eigentliche Problem waren. Nachdem diese Hürde genommen war, winkten wir ihr nach und ritten selbst weiter.

Mir machte die zweite Schlaufe viel Spaß, und obwohl wir relativ langsam waren, trabten wir stets gleichmäßig dahin; wir gingen nur einmal kurz Schritt, damit ich mir meine schmerzenden Füsse (nächstes Mal Turnschuhe!) etwas vertreten konnte. Dann galoppierten wir über die langen Graswege. Die Sonne schien ziemlich heiß, und ich war froh, dass ich mir meinen Nacken ein-gecremt und Lynns Mähne gewaschen und eingeflochten hatte.

Als wir über die Ziellinie kamen, wartete Urs mit Wasserflaschen auf uns. Diesmal dauerte es länger, bis sich Lynns Puls beruhigte, und obwohl ich sie mit Wasser überschwemmte, war ich doch noch ein wenig nervös, als ich sie dem Vet vorführte. Ich hätte mir aber keine Sorgen machen müssen, denn sie hatte aus den verschiedenen Trögen auf dem Weg und am Groom Platz genügend getrunken. Sicher waren die Fliegen keine Hilfe, während wir auf die Pulsmessung warteten, aber ich war erfreut zu hören, dass sie sich gut erholt hatte, und der Puls bei 46 war. Ashleigh Lord, die aus Südafrika zu Besuch war, trabte Lynn vor, da mein Rücken vom Sturz in Gossau noch immer schmerzte, und Lynn bestand mit Auszeichnung. Man machte mir wieder einmal Komplimente über ihr fantastisches Aussehen und die gut hörbaren Darmgeräusche. Ich frage mich, ob das mit ihrer neuen Ernährung zu tun hat, bei der sie ca. 40% lang-sam Energie frei setzende Ballaststoffe bekommt.

Später bei der Preisverleihung erfuhren wir leider, dass eine Reiterin schwer gestürzt war. Zwei andere Reiterinnen hatten angehalten, um zu helfen; eine dritte Reiterin brachte eines der Pferde zusammen mit dem eigenen zurück. Zur Zeit der Preisverleihung wurde die unglückliche Reiterin gerade im Spital an Schulter und Hüfte geröntgt. Gabi Haldemann erinnerte uns alle daran, dass Hilfeleisten zum Fair Play gehört, und dass die “guten Samariter” ihre Plakette erhalten, obwohl sie ihre Ritte nicht beenden konnten. Ich persönlich denke, man sollte ihnen auch die Kilometer gut schreiben – vielleicht geschieht das auch. Ich weiß es nicht.

Ein Tag wie der letzte Samstag erinnert mich wirklich daran, warum ich immer wieder zu den Schweizer Enduranceritten komme. Zusammen mit meinen Freunden reiten, Leute treffen, die man nur bei diesen Ritten sieht, und dazu auch die Freude auf den nächsten Ritt. Natürlich hatte ich wie immer ein paar schwache Momente, wie sie alle, die mich kennen, gewohnt sind. Sie hätten Jane Williams Gesicht sehen sollen, als ich ihr sagte, dass möglicherweise in all dem Gepäck, das sie soeben in ihrem Anhänger verstaut hatte, irgendwo meine Autoschlüssel waren. Glücklicherweise fanden wir sie recht schnell in einer Schabracke eingeklemmt. Uhh! Danach musste ich zur Preisverleihung zurück mein Handy suchen, und als wir uns später von Andrea Amacher’s Groom Alicia, die wir heimgefahren hatten, verabschiedeten, fragte mich mein Mann, warum ich die Seitentür des Anhängers nicht geschlossen hatte, als wir von Hüntwangen weggefahren waren!

Lynn fuhr mit Jane und Anna Williams nach Hause, um auf ihren 120km Ritt am 11.Juli in Frankreich vorbereitet zu werden. Ashley Lord wird sie reiten, und zum Glück wird Urs Mühlethaler mit uns kommen und uns zusammen mit einer Freundin von Jane helfen.

Bericht: Sue Campbell